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Die 600. Werkwoche – Ein Rückblick

Die 600. Werkwoche – Ein Rückblick

Foto: Robin Stumm
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Mal wieder liegt eine Herbstwerkwoche hinter uns. Viele Kinder, Werkkurse, Kreativität, Freude, Spaß und manchmal auch ein bisschen Leid. “Eigentlich alles wie immer” könnte man sagen. Doch die Woche, die hinter uns liegt, war die 600. Werkwoche! Und es wäre kein richtiges Werkwochen-Jubiläum, hätten wir uns da nicht noch ein bisschen mehr überlegt:  

Wir haben die Bleiberger Fabrik gepackt und sind ins Couven Gymnasium umgezogen. Dieses haben wir uns mit 260 Kindern, 30 Dozierenden und 40 ehrenamtlichen Teamer*innen zu Eigen gemacht. Aus dem SV Raum wurde ein Teambüro, aus der Bibliothek eine Wohlfühloase, aus der Aula zwischenzeitlich ein Skatepark, auf dem Pausenhof haben die Kinder ihr eigenes Haus gebaut und wo sonst Schulunterricht stattfindet, ließen die jungen Menschen in über 20 Kursen ihrer Kreativität freien Lauf. Druckwerkstatt, Theater, Band, Rap, Malen und Zeichnen, Streetart, Fotografie, Pflanzenfarben, Holzwerkstatt, Tanz, Zirkus und so weiter. 

Doch Werkwoche bedeutet für die meisten nicht nur Werken. Werkwoche bedeutet, sich eine Woche lang unabhängig von den Eltern in einer Welt zu bewegen, die für junge Menschen geschaffen wurde. Werkwoche bedeutet Spiel und Spaß, ob in großen Spielerunden oder beim Schnick-Schnack-Schnuck im Flur, bei der Nachtwanderung, der Singrunde oder der Disko. Es bedeutet, neue Freundschaften zu knüpfen und miteinander auszukommen, ob auf dem Zimmer oder in der Kioskschlange. Werkwoche bedeutet Lernen, aber nicht im Unterricht, sondern durch das gemeinsame kreativ Werden und durch die Erfahrungen, die in jeder Sekunde dieser Woche von den Kindern gemacht werden. All das sollte, besonders nach den Verzichten der Kinder während der Corona-Pandemie, selbstverständlich sein und deswegen ist Werkwoche für uns ein Ort der Kinderrechte! 

Jetzt erst Recht! Kinderrecht

Wir sind mit dem Ziel, Kinderrechte – und besonders das Recht auf kulturelle Bildung – wieder stärker in den Fokus zu nehmen, in die Planung der 600. Werkwoche gestartet. Dabei haben wir uns die Frage gestellt, wie wir, neben unserem kulturellen Angebot, den Kindern selbst eine Stimme geben können. Kurz um haben wir eine Demo angemeldet und sie, ohne inhaltliche Vorgaben, an unsere Teilnehmenden “übergeben”. Bis zur letzten Minute wurden Schilder und Banner bemalt, mit denen wir alle, begleitet von der Polizei, vom Couven Gymnasium bis zum Rathaus gelaufen sind. Dort angekommen, nutzten die jungen Menschen wortwörtlich ihre Stimme: ein Mikrofon wurde von Kinderhand zu Kinderhand weitegereicht und alle, die etwas zu sagen hatten, ließen es die Menschen auf dem Marktplatz wissen. Die Reden, die die Kinder dort gehalten haben, machen uns immer noch sprachlos. Kinder haben etwas zu sagen und das wurde an diesem sonnigen Nachmittag in der Aachener Innenstadt ziemlich deutlich.  

Der krönende Abschluss

Der Samstag wurde zum krönenden Abschluss der 600. Werkwoche. Während die Übernachtungskinder noch ihre Isomatten zusammenrollten und alle Tische wieder so hinstellten, wie wir sie am Anfang der Ferien vorgefunden hatten, strömten die Tageskinder und all unsere Gäste ins Couven Gymnasium. Heidi startete den Festtag mit einer Besinnung und während draußen Kaffee & Kuchen aufgebaut und der Pizzaofen angefeuert wurde, trafen sich auf der Bühne spannende Menschen, um über Kulturelle Bildung als Kinderrecht zu diskutieren: Axel Jansen als aktuelle und Sibylle Keupen als ehemalige Leitung der Bleiberger Fabrik und jetzt Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen, Nadja Höll als stellv. Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste/Jugendkunstschulen NRW und natürlich eine Vertreterin der Teilnehmenden, Paloma Quadflieg. Diese sorgte, spätestens bei ihrer Rede zur Relevanz der Kunst und ihrer Forderung, Kunst als Hauptfach zu etablieren, bei allen Anwesenden für Gänsehaut. Anschließend wurde die Ausstellung eröffnet. Hier strömten mehrere Hundert Menschen durch die Kursräume, welche sich über die Woche hinweg mit Werken in unterschiedlichsten Formen und Farben gefüllt haben und nun gebührend präsentiert wurden. Einmal durch die Ausstellung, draußen ein Getränk geschnappt und zurück in die Aula, denn hier konnte man auf der Bühne die Ergebnisse der darstellenden Künste bestaunen. Die Bühnenpräsenz und Selbstsicherheit der jungen Menschen, ihr Spaß bei der Präsentation und ihr Talent war beeindruckend. Alle Teilnehmenden, die in dieser Woche da waren, gewerkt, gespielt, gesprochen und die Werkwoche belebten, haben uns bewegt und können ziemlich stolz auf sich sein, denn sie haben das 600. Werkwochenjubiläum zum Leben erweckt und zu dem gemacht was es war.

Danke! 

Text: Veronika Pelz
Fotos: Robin Stumm + Thomas Langens